Brennpunkte

1992/93
Performance, Video-Dokument, Skulptur

In der Sylvesternacht 1992/93 rekonstruieren die Mitarbeiter anläßlich der innenpolitischen Gewaltakte in der BRD die Schlüsselszenen aus »Ben Hur« und »Quo Vadis« in einer spontanen Aufführung auf dem Dach des Springer-Hochhauses in Berlin, die jedoch nach sechs Minuten von der Polizei beendet wird.

Ein unveröffentliches Video dokumentiert die Enstehung der Plastik.

Die symbolische Dreieinigkeit der abendländischen Kreuze wird umhüllt von der Nachkriegs-Nationaltracht der deutschen Hausfrau, die in Westdeutschland seit den 70er Jahren vor allem von morgenländischen Frauen wiederbelebt wurde. Den Bogen zur ethnisch-politischen Dreifaltigkeit schlägt die Tatsache, dass die Kittel aus DDR-Nylon bestehen: Dederon. Übergossen vom schwarzen Gold des Orients, raffiniert in den Industrieanlagen des Okzidents, zerschmilzt die verdichtete Erinnerung der Erdgeschichte in den Polyamiden zu stecknadelkopfgroßen Kügelchen.

Die Videoaufzeichnungen sind wegen starker technischer Mängel und interner Auseinandersetzungen über den Inhalt niemals zur Veröffentlichung freigegeben worden. Das reproducts-Konzept ist in diesem Werk für die Mehrheit der Gruppe nur sehr entfernt bis gar nicht zu erkennen. Die Bänder wurden daraufhin in maximal zehn Zentimeter kleine Stückchen geschnitten und eingeschmolzen.

Der Original-Text aus »Quo Vadis«:

Oh, lambent flame Oh, force divine Oh, omnivorous power: Hail!
None is there swifter to bring destruction,
Yet carefree as a child
Thou with wild breezes playing
The old Troy shall be no more because of thee,
Thou harvester that strips the soil
For men to sow new crops
Oh, lambent flames Oh, force divine Oh, omnivorous power Hail!