Dick´s Diary und »The Third Reich 'n' Roll« von The Residents

1993
Multimedia-Anwendung, 2 HD-Disketten
ergänzend zur EuroRalph-Neuauflage von »The Third Reich ´n´ Roll« von den Residents

Ausspielung vom Computer-Bildschirm
Über das CD-Symbol links werden die Titel auf der parallel eingelegten Audio-CD zu dem jeweiligen Text angesteuert

1992 gründete die anonym agierende amerikanische Popcombo The Residents in Hamburg EuroRalph, einen europäischen Ableger ihres Labels Ralph Records. Schon früh kam es zu einer Kollaboration zwischen der Hamburger Dependance und reproducts.

Neben den Katalogtexten entstanden verschiedene Multimedia-Projekte, die unter anderem auf der Popkomm in Köln vorgestellt wurden. Für die damalige Zeit – 1993! – ein absolutees Tech-Novum war die interaktive Disketten-Anwendung zur Neuauflage von »The Third Reich 'n' Roll«, programmiert auf MacroMedia Director. Auf diesem Album von 1972 ergründen die Residents die dunklen, faschistoiden Subtexte der „gute-Laune-Musik“ Rock und Pop. Personifiziert in Dick Clark, dem obersten Paten der Musikindustrie-Mafia, der mit seiner Musiksendung American Bandstand von 1952 bis 1990 verbindlich für Amerika (und damit meistenteils auch für den Rest der Welt) definierte, wie der akustische wie moralische Soundtrack zu lauten hatte, zu dem junge Menschen ihre sexuelle Matrix prägen.

Dick Clark – für die Residents der Adolf Goebbels der Popmusikindustrie

Die Anwendung kann im PC parallel zu der eingelegten CD geöffnet werden und steuert zu den Screens die jeweiligen Stücke auf der CD an. Die Storyline wurde von reproducts entwickelt, Grafik und Programmierung erledigte die Hamburger Multimediafirma 4=1, seinerzeit noch unter der Ägide von Karin Hamadu und Guido Randzio.

EuroRalph existiert schon lange nicht mehr. Ebenso wie Ralph Records. Nur die Residents machen weiter ihre Kunst. Egal mit welcher Technik und auf welchem Medium.
Aber wer sich »Dick's Diary« heute noch live anschauen möchte, braucht einen Computer aus dem Museum.