Kyberkur in Bad Lux

1997
Die virtuelle Kur am Computer – eine CD-ROM-Anwendung für Mac und Windows

Die polnische Kur-Krankenschwester – gesprochen von Mariola Brillowska – wartet bereits in Bad Lux auf Sie…
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Unsere immer schnelllebigere Zeit fordert ihren Tribut: Herz-Kreislauf- und vor allem psychische Erkrankungen breiten sich in der gesamten Gesellschaft aus wie ein Krebsgeschwür. Alle leiden an Schlafstörungen und sind ausgebrannt. Die dadurch entstehenden Kosten für die Behandlung und die Arbeitsausfälle explodieren. Was liegt da näher, als die Instrumente, die uns diese exponentielle Beschleunigung unserer Lebenswelt bescheren, auch zu ihrer Linderung oder gar Beseitigung zu nutzen – allen voran der Computer!

Die »Kyberkur in Bad Lux« ist der erste große Schritt der der KKKK, der Kranken Kassen Kur Kooperative, um diesem Problem Herr zu werden. Nach einem eingehenden Gesundheitstest wird die Kurbedürftigkeit des Patienten festgestellt. Danach führt eine virtuelle Busfahrt quer durch Deutschland, vorbei an den schönsten Sehenswürdigkeiten des Landes. Dieser Teil dient nicht allein der Informationen – hier beginnt bereits die Entspannung. In Bad Lux empfängt den dann schon weniger gestressten Menschen die persönliche Betreuerin: eine polnische Krankenschwester, die bereits den Gesundheitstest durchgeführt hat. (Aus Kostensenkungsgründen kommen für die Kyberkur nur osteuropäische Pflegekräfte in Frage.) In Bad Lux selbst hat der Patient die Möglichkeit, in aller Ruhe den Kurort zu erkunden und vielfältige zwischenmenschliche Begegnungen zu haben. Kern der Kur sind selbstverständlich die Besuche beim Kurarzt mit der anschließenden einzigartigen und nur für die Kyberkur entwickelten Lichttherapie. Denn Licht ist Leben und die Urquelle aller Heilung, wie schon Hippokrates wusste.

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Im Grunde handelt es sich bei der Kyberkur in Bad Lux um ein insgesamt achtstündiges bebildertes Hörspiel. Der User tritt dabei in körperliche Interaktion mit seinem PC oder Mac. Der mit der CD-ROM mitgelieferte Messfühler – ein kleiner Saugnapf, der mit Speichel befeuchtet am Handgelenk angelegt wird und dann über den Mikrofoneingang mit dem Rechner verbunden wird – nimmt Daten an der Haut des Heilungsuchenden ab und ermittelt zusammen mit den anderen Angaben in den Multiple-Choice-Fragebögen den Kur-Koeffizienten der Person. Danach richtet sich später die Art der Lichttherapie. Die Personen, die der Kurende in Bad Lux trifft, sind ein ganz eigenes Völkchen. Jeder, dem man hier begegnet, kreist nur um sich selbst und textet den Kurenden gnadenlos zu. Eine Behandlung nach dem Ansatz der inversen Psychotherapie, die den Patienten unter dem Redeschwall seines Gegenübers schließlich ganz auf sich und seine eigenen Traumata zurückwirft, um den Weg zur Katharsis zu öffnen. Nach acht „Bad Lux“-Tagen kehrt der Kurende gestärkt auf den Stuhl vor seinem heimischen Computer zurück.

Der einzigartige Kyberkur-Messfühler verbindet den Menschen mit der Welt des Computers

Ende September 1997 erscheint beim Rowohlt-Systhema Verlag in München die bisher aufwendigste Produktion von reproducts. Material aus über 10 Jahren des Sammelns und Verwertens destillierten die Mitarbeiter in die revolutionäre Therapieform der Kyberkur. Mit der Musikbegleitung von Felix Kubin. Durch das Programm führt die unvergleichliche Mariola Brillowska als – kostengünstige – polnische Krankenschwester. SchauspielerInnen wie Mauretta Heinzelmann, Holger Mahlich, Carla Becker, Franz Winzentsen, Angelika Wockert oder Bernhard Schütz, neben vielen anderen, leihen den gestörten Mitmenschen, denen man in Bad Lux allorten begegnet, ihre Stimme.

Im Auftrag der KKKK, der Kranken Kassen Kur Kooperative, soll diese virtuelle Kur am Computer der Kostenexplosion im Gesundheitswesen ein Ende setzen. Die ersten Erfolge machen Hoffnung!

Nach langen Jahren der Trauma-Forschung ist dies der Schritt zur Trauma-Heilung. Die rezeptfreie Anwendung ist für nur 40 € plus Versand über die reproducts-Zentrale in Hamburg zu beziehen. Den antiken Computer, den man für diese digitale Kuranwendung braucht, muss der Patient jedoch selbst beibringen.

Ein Screenshot der Rezension in Spiegel-Online vom Dezember 1997
abgenommen vom Browser-Fenster des damals gebräuchlichen Netscape Navigator

Im Oktober 1997 wird auf der Frankfurter Buchmesse die im Rowohlt-Systhema Verlag, München, erscheinende CD-ROM »Kyberkur in Bad Lux« vorgestellt. Sie entstand im Auftrag der Kranken Kassen Kur Kooperative, Bad Holzhausen, als PR-Maßnahme für das bundesdeutsche Kurwesen und wurde von dem Hamburger Multimedia-Dienstleister 4=1 programmiert, damals noch unter der Ägide on Karin Hamadu und Guido Randzio.. In die erste virtuelle Kur am Computer fließen sämtliche Vorarbeiten von reproducts zu den Leiden an Körper und Seele sowie die daraus entwickelten Methoden zur Traumaheilung ein.

Die Kurbegleiter von Rowohlt-Systhema freuen sich, den Menschen im Trubel der Frankfurter Buchmesse mit spontanen Schnellkuren neue Kraft geben zu können