04.06.2002

Flipper kommt heftig

Garantiert thunfischfrei!

Fernsehmuseum: Serien: Tiere

An diesem Abend taucht das Fernsehmuseum hinab in die submarinen Abgründe und Untiefen der floridianischen Küstenregion wie ihrer Bewohner. Das Fernsehmuseum zeigt Flipper, „den klugen Delphin“, in höchster Gefahr vor bösen Haien, Hörsturz und Gedächtnisverlust.

„Man ruft nur Flipper, Flipper, gleich wird er kommen …" – with a big splash … definitely!

In der feucht-schwülen Hitze von Coral Key bietet sich uns das Bild einer typischen 60er-Jahre-Familienidylle nach dem bewährten Bonanza-Rezept der Frauenfreiheit. Irgendwo, scheinbar fernab von jeder Zivilisation, haust Vater Porter Ricks allein mit seinen minderjährigen Söhnen und ist ihnen wie dem Nationalpark ein strenger, aber gerechter Aufseher.
Doch was wäre eine echte Idylle, wenn sie nicht von Zeit zu Zeit bedroht würde und sich unter dem türkisblauen Wasserspiegel üble Fäulnisgase ihren Weg an die Oberfläche bahnten? Scharen von Schatzräubern, Menschenhaien, Umweltsündern, Mördermuscheln und sogar bösen Doppelgängern versuchen, in dies Jungen-Reservat einzudringen und seine Homogenität zu stören.
Welch ein Glück, dass es Flipper gibt, das schwimmende Phallussymbol, den schnatternden Freund aller Kinder und steten Begleiter echter Gummifans („...Große nicht minder, lieben auch ihn!“). Mittels einer quäkenden Handhupe gerufen ruht dieser treue Torpedo nicht eher, bis sich all das Böse wieder in sein Bermuda-Dreieck zurückgezogen hat. Durch die gute alte Vollkontakt-Stupsnasen-Technik außer Gefecht gesetzt treiben die Bösnickel wie Fettaugen an der Oberfläche - wahlweise mit geplatzten Schwimmblasen oder Eingeweiden.

So kindlich und einfach die Serie scheint, so erheblich sind doch die Anforderungen, die sie an ihre Zuschauer stellt. Das Fernsehmuseum konfrontiert die Zuschauer mit drei Folgen, die die Bedrohung der Lagunenidylle mehr und mehr in sein Maskottchen hineinverlagert. Sind es zunächst noch Killerhaie, die Flipper und seinen humanoiden Spielkameraden zusetzen, ist es danach ein Hörsturz, der den treuen Freund unfolgsam macht, und zuletzt ein Gedächtnisverlust, der ihn „wie ein anderer Delphin“ wirken lässt. Dies alles, plus Happy End, geschieht in jeweils 23 Minuten. Davon besteht fast die Hälfte aus gekräuseltem Wasser, in denen ein Schnattervieh herumwirbelt. Die Szenen sind völlig haltlos zusammengeschnitten: schlechtes Wetter im Brackwasser, strahlender Sonnenschein auf hoher See und Kunstlicht im Pool wechseln sekündlich. Der Zuschauer ist schwer gefordert, aus diesem disparaten Bilderstrudel eine konsistente Geschichte herauszufischen. Das alles auch noch mit der unelegantesten Synchronisation der Welt - eine harte Kost, die sonst nur in geschlossenen Experimentalfilmzirkeln verabreicht wird.