Selbstschuld

Das Fernsehmuseum – Alle Achtung und Perfect Day

Das erste Gesetz der Massenmedien lautet: Gute Nachrichten sind keine Nachrichten. Dieses eherne Gebot gilt allzumal für Fernsehshows. Dennoch gab und gibt es immer wieder Versuche, dem Guten eine Bühne zu bieten. Das Fernsehmuseum nimmt im Februar zwei besonders gute Exemplare dieser Spezies unter die Lupe.

1993 schickte das ZDF die ewige Gutmenschin Carolin Reiber an die rauhe Front der TV-Wirklichkeit, um netten Hausmeistern, lieben Omis und freundlichen Autofahrern ein Denkmal in 625 Zeilen zu meißeln. Alle Achtung! hieß diese Show, die nicht mal ein Jahr im gebührenfinanzierten Fernsehen der guten Zuschauer durchhielt.

Sensationslust, Schadenfreude und selbst noch gähnende Langeweile wie bei Wetten dass... enthalten mehr emotionalen Lockstoff als die reine Nettigkeit. Es war also nur eine Frage der Zeit, dass sich Endemol des unauflöslichen Widerspruches zwischen gemeiner Lust und guter Unterhaltung annahm. Ergebnis im Jahre 1998 war Perfect Day. Unschuldig in Not geratene Menschen - zufälligerweise nur Frauen - sitzen auf Schuldenbergen, die höher sind als jede Schamgrenze. RTL-Frühstücksbrötchen und Spendenmarathonist Wolfram Kons geht für sie mit dem Klingelbeutel um und versteigert allerlei aufregende Dinge wie ein Konzert mit Blümchen oder einen von Jenny Elvers gefahrenen New Beetle (der war damals gerade neu). Am Ende der Show ist das Geld selbstverständlich zusammen und drei von Freund Hein oder anderen Papagallos um ihren Besitz gebrachte alleinerziehende Mütter sitzen weinend in der Kulisse "weil sie morgen ohne Schulden aufwachen werden".