Seminar – Bauhaus-Universität Weimar
2003
Blockseminar an zwei Wochenenden

Aus dem Ankündigungstext im Seminar-Verzeichnis der Bauhaus Universität in Weimar:
Fernsehen und Erkenntnispraxis
Dummes Zeug kann man viel reden
Kann es auch schreiben
Wird weder Leib noch Seele töten
Es wird alles beim alten bleiben.
Dummes aber vors Auge gestellt
Hat ein magisches Recht
Weil es die Sinne gefesselt hält
Bleibt der Geist ein Knecht.
Johann Wolfgang von Goethe, Zahme Xenien
Fernsehen ist allgegenwärtig. Fernsehen ist allmächtig. Und: Fernsehen ist vor allem Alltag. Das zweiteilige Blockseminar der Hamburger Medienarchäologengruppe reproducts setzt sich mit Phänomenen und Strukturen des Fernsehens auseinander, die sich unterhalb der allgemeinen Aufmerksamkeitsschwelle in das kollektive Unterbewusste einschleichen. Die Seminararbeit zielt anhand zahlreicher, konkreter TV-Beispiele auf die Freilegung und Hinterfragung gewohnter medialer Muster und ihrer Wahrnehmungsweisen.
Anhand ausgewählter eigener Werke wird zunächst die Arbeitsweise von reproducts vorgestellt. Der künstlerisch-analytische Ansatz dient als Diskussionsgrundlage für den Umgang mit Beispielen aus dem Alltagsfernsehen. Anschauungsmaterial und Themen stammen dabei z.B. aus den Bereichen Krimi (deutsche Schuldaufarbeitung vs. Law and Order in Amerika), Tierdokumentationen als Spiegel der Projektionslandschaften ihrer Macher (Flamingos: Schönheit und Tod); die Talkshow als manipulatives Instrument für den Vollzug eines symbolischen Geschlechtsaktes (Jürgen Fliege); der Wandel von Formaten durch die Zeiten (am Beispiel von Aktenzeichen XY, 1967-2003) u.a. Auch eigene TV-Aufzeichnungen dürfen eingebracht werden.
Beispielhafte Themenschwerpunkte der reproducts-Arbeit sind im Internet auf der Reproducts-Website, Abschnitt „Fernsehmuseum“ einzusehen.
Termine: 9. - 11. Mai und 23. - 25. Mai 2003
Nach langen Streifzügen durch den Mediendschungel tritt reproducts im Sommer 2003 den Gang durch die Institutionen an und ist auf Einladung des Fachbereichs Medienwissenschaften zu Gast in der Bauhaus Uni in Weimar.Dort stellt die Gruppe ihre Arbeitsweise vor und analysiert mit den Studenten in einem zweiteiligen Blockseminar Ikonen des Massenmediums Fernsehen. An Hand von zahlreichen Originalsendungen und eigenen filmischen Meditationen werden die subtilen Tiefgründigkeiten der oberflächlichen Unterhaltung herausgearbeitet: Abwehr und Freispruch vom deutschen Schuldtrauma im Kommissar; die Talkshow als seelischer Geschlechtsakt bei Jürgen Fliege; der Exorzismus des Bösen aus dem Wohnzimmer in Aktenzeichen XY. Im Rahmen des Seminars entstehen praktische und theoretische Hausarbeiten, von denen hier einige Beispiele einzusehen sind.
- Schuld und Sühne
Praktische Arbeit von Hendrik Löbbert (Hausarbeit für Schein)
Fachbereich Mediengestaltung
(QuickTime-Film)