Bälle paradox
Homosexuelle im Fernsehen
Fernsehmuseum: Fremde Welten

Es ist weit gekommen! Wäre in den 60ern ein schwuler Sohn bei den Unverbesserlichen von Mutter Meysel noch eigenhändig im Kohlensack in der Regentonne ersäuft worden, durfte in den 80ern bereits ein schwuler Arzt die Bewohner der Lindenstraße von ihren Berührungsängsten gegenüber Hinterladern und Sapphoschwestern kurieren. Aber das sollte erst der Anfang sein. Nachdem Homosexuelle in den ersten 40 Jahren des Fernsehens fast nur Zielscheiben für die Lachsalven der normalen Arschgeigen und Maulfotzen waren, entdeckten die Fernsehmacher spätestens in den 90ern das ungeahnte Comedypotential des devianten Trieblebens. Das Fernsehmuseum zeigt ausgewählte Serienfolgen, die das Komische im Anderen auf ihre ganz eigene Weise ausloten. Dass das natürlich erst mal nur für und über die männliche Ausprägung der Homosexualität verhandelt wird, ist in einer patriarchalen Gesellschaft selbstverständlich. Bis Mutter Beimer ihren ersten Trans-EnkelX hat, wird es noch dauern ...
Damit die geneigten Zuschauer aber auch wissen, worum es eigentlich geht, informiert zunächst eine Ausgabe eines öffentlich-rechtlichen Jugendmagazins von 1993 über Schwule und Lesben. Aber die sexuelle Orientierung reicht nicht nur, um Informationssendungen zu bestücken. Bei Southpark füllt sie eine ganze Folge, und die Engländer verstehen es in Queer as Folk sogar eine ganze Serie daraus zu machen. Dass können wir in Deutschland auch! Und natürlich wird so was von den TV-Zofen in Köln erdacht, doch zu Füßen des Doms wird daraus eine Hölle, über deren Eingangstor Trautes Heim steht. Ob die Teilnehmer der Sozialen Plastik dann noch in der Lage sind, eine Stylingshow unter dem viel versprechenden Titel Schwul macht cool zu ertragen, oder lieber gleich zu Elektroschockbehandlung und Genitalbädern in Eiswasser abtransportiert werden wollen, muss vor Ort entschieden werden.