Ungesehenes - Unerhörtes
Das Fernsehmuseum der Zukunft
Fernsehmuseum: Erinnerungen an das gute TV

Die Gegenwart des Fernsehens scheint unerträglich geworden! Wenn mickernde Meinungsbestätigungsblättchen konstatieren, dass die „Glotze aus!“ gehört, weiß man, dass es schon längst passiert ist. Wer guckt denn wirklich noch fern? Wer hat denn überhaupt noch einen richtigen Fernseher? Alle Infos gibt es schneller im Netz oder sachlicher in Zeitungen. Spaß findet überall statt, aber nicht mehr in der Kiste. Das Fernsehen ist nur noch Erfurter Rauhfaser für gegängelte Ganglien. Werktags plappernde Prolls vor Gericht, wochenends kichernde Komiediens vorm Gehirntod. Warum legen ARD, ZDF, RTL und Pro Sieben nicht einfach die Kanäle zusammen, senden Ameisendisko und stanzen links unten als übergeifendes Sender-Brand eine kurze Loop von Mario Barth hinein, der immerzu nur „Pass uff!“ sagt?! Das vereint beides, brächte das Programm auf den Punkt und wäre viel billiger. Nein - so darf es nicht weitergehen! Darum startet das reproducts-Fernsehmuseum in Berlin eine Qualitätsoffensive. Es gibt sie ja noch, die guten Dinge - und dazu muss man nicht mal Geographielehrer werden und bei Manufucktum einkaufen, um sie zu schätzen zu wissen. Sicher, es gibt sie nicht bei uns. Aber woanders. Kaum zu glauben, aber wahr: Aus dem Bush-Land kommt derzeit das beste und intelligenteste Fernsehen der Welt. Curb Your Enthusiasm, Arrested Development, Invasion Iowa, Fat Actress und jenseits von wirklich allem: The Comeback – das sind Serien, die einen stumm staunend vor dem Fernseher niederknien lassen. So schnell, so wahnsinnig, so clever, so reich hat man das noch nicht erlebt. Und trotzdem nicht so durchschaubar und mechanisch auf Emo gepusht wie ER oder CSI.
Zur großen Relaunch-Party des Fernsehmuseums in der Z-Bar zeigen wir im englischsprachigen Original Folgen bzw. Ausschnitte aus kommenden Attraktionen, die allesamt bisher nicht in Deutschland zu sehen waren. Feiert mit uns - es gibt noch Hoffnung!
Nachtrag im Juni 2016: Dass natürlich auch jenseits des großen Teiches auch nur mit Wasser gekocht wird, mag man bei aller Euphorie daran ersehen, dass Larry David nach sechs Jahren Abstinenz mit einer neuen Staffel von Curb auftaucht. Warum soll nicht auch HBO mal erleben, wie das ist, wenn einem so schnell nix tolles Neues mehr einfällt und man lieber wieder auf die sichere Karte „Neuauflage“ setzt. Für die Macher am Lerchenberg oder in den ortlosen Büros der ARD ist dass das Gefühl, mit dem man jeden Abend zu Bett geht und jeden Morgen wieder aufsteht. Mit dem Unterschied, dass der Redakteur, dem dann doch was einfällt, bei HBO nach vorne kommt und beim ZDF mit Löschkalk überschüttet im Fernsehgarten verscharrt wird.