07.02.2006

Der Hautgout des feinen Geschmacks

Ars Vivendi

Fernsehmuseum: Ratgeber, Magazine

Die Hauptstadt hat einen unwiderstehlichen Sog - alle hippen Leute ziehen von den Nummer-2-Städten in die Nummer 1, alle Firmen verlegen ihre Zentrale in die Zentrale. Bevor alles andere jedoch gänzlich in provinzieller Bedeutungslosigkeit versinkt, erinnert die Soziale Plastik des Fernsehmuseums mit einem Teller Berliner Bettelsuppe daran, dass auch in den brandenburgischen Sümpfen nur mit Wasser gekocht wird. Ars Vivendi ist schon seit Jahren auf Sendung – erst bei FAB („Fernsehen Aus Berlin“) - das ist das Hamburg 1 vom Kudamm, und heute immer noch in diesem TV-Berlin- DVBT-Fenster auf Sendung, so gesehen also ein schier unzerkochbarer Knochen. Moderiert wird das Magazin von einem bonvivantschen Wortkaskadeur, optisch erinnernd an eine Mischung aus Meister Nadelöhr und Josef Fritzl, der die lokale Medienmacht nutzt, um sich kostenlos durch alle Lokale in und um Berlin zu futtern. Das jedenfalls ist das Ergebnis der Überprüfung seiner Empfehlungen, die sich meist als schlimmer Schmu entpuppen, und ist damit im Medienbusiness, allzumal dem privaten, absolut nichts Besonderes, sondern das Übliche. Wie das fleischgewordene Michelin(Sterne)männchen von eigenen Gnaden dies allerdings tut, ist einzigartig und extravagant – unvergleichlich wie das Gefühl von Chilischotenfingern, die über private Schleimhäute reiben.

Das Fernsehmuseum bittet zum Monolog am Tisch bei zweierlei vom Restgehirn im eigenen Jus. Als besondere Beilage wird die Sendung mit Werbeunterbrechungen gezeigt, da die Dia-Clips vom Moderator selbst eingesprochen werden. Das ist Cuisine!