02.11.2007

Die Fernsehansage

Die Rückkehr der lebenden Fernsehansager/innen aus Ost und West

Fernsehmuseum: Struktur

Abteilung DG und das reproducts-Fernsehmuseum freuen sich außerordentlich, eine Kollaboration mit Herman U. Soldan und dem promedia-Archiv bekanntzugeben. Aus dem schier unerschöpflichen Fundus dieses Archivs präsentieren wir zum Start in die neue Saison eine dreistündige Kompilation, in der wir ein Wiedersehen feiern mit einem seit Mitte der 90er Jahre aus allen Programmen verschwundenen Highlight – der Fernsehansage!

„Guten Abend, liebe Zuschauer! Schön, Sie wieder am Bildschirm begrüßen zu dürfen“, oder: „Ich freue mich, Sie durch das heutige Abendprogramm zu begleiten.“ Viele Ansagerinnen sind Fernsehlegenden geworden, auch wenn sie dem Publikum nur durch Sekundenspots bekannt waren, denn ihr Privatleben war tabu. Claudia Dorén (WDR), Karin Tietze-Ludwig (HR), Petra Schürmann (BR), Hanni Vanhaiden (NDR) und Elfie von Kalckreuth (ZDF) haben sich in das kollektive Unterbewußtsein des westdeutschen Fernsehpublikums eingeschrieben, während in der DDR die Zuschauer von langjährigen Sprecherinnen wie Fanny Damaschke, Erika Radtke oder Petra Kusch-Lück über folgende Programmstunden und –tage informiert wurden. In den 80er-Jahren emanzipierte sich das Fernsehen in West und Ost und schickte einige männliche Ansager auf den Schirm, von denen allerdings nur wenige wirklich bleibende Erinnerungen hinterließen.

Für viele Zuschauer waren die „Damen (und Herren) ohne Unterleib“ mehr als nur ein Aushängeschild ihrer Sendeanstalten. Sie lieferten die persönliche Ansprache und wünschten zum Ende des Tages liebevoll eine gute Nacht. Grund genug sie auszugraben und die tagtäglich verlässliche Perfektion ihrer Auftritte, ihren meist diskreten Chic - aber auch unvergessliche Versprecher, wagemutige Frisuren und unangenehme Outfit-Schwächen zu sezieren.

Wir immer verliert sich das Fernsehmuseum dabei nicht in Nostalgie. Wir hinterfragen einen Trend, der sich allenthalben andeutet. Im Zeichen von Kuckuuning, Kuscheling und Konservativismus sehnen sich die Zuschauer nach ein bisschen Heimeligkeit in dieser kalten Medienwelt. Die persönliche Note ist Trumpf und alle Sender suchen verzweifelt nach einer neuen Identität „zum Anfassen“. Vielleicht sind es also schon bald die Pflegeroboter aus Japan, die uns den kürzesten Weg in das Wachkoma des Fernsehens ansagen …