03.04.2007

Chilled to Death

Chris Morris – Jam

Fernsehmuseum: Erinnerungen an das gute Fernsehen

Im Jahr 2000 wurde die Definition der Grenze von „Comedy“ durch eine Miniserie im englischen Channel 4 jenseits des Sonnensystems hinausgeschoben. Jam nennt sich Projekt und ist in der Tat eine Mischung aus Marmelade und Verkehrsstaus. Eingekocht, klebrig und zäh wie das formlose Ende einstmals schöner Früchte und enervierend wie ein gigantischer Verkehrsstau, der seine Teilnehmer in ihrem Denken und Verhalten auf hirnstammgetriebene Primaten reduziert. Die Bilder sind dunkel und fast farblos, meist auf halber Geschwindigkeit abgespielt, unterlegt mit einem Industrialambientsound aus der Vorhölle einer verunglückten Vollnarkose. Darin agieren erstklassige Schauspieler, die Szenen darbieten, deren Witz nicht mehr in dieser Welt zu entdecken ist. Die Tonspur vieler dieser „Sketche“ stammt aus Blue Jam, einer Radioshow, die für Jam von den Comedians bildlich nachsynchronisert wurde – ein weiteres Moment, das zu der verstörenden Wirkung beiträgt.

Erdacht und inszeniert wurde all das von Chris Morris. Der studierte Zoologe versuchte sich als Radiomacher, flog aber mehrfach wegen seiner „Scherze“ raus. Durch eine gefakte Nachrichtenshow wurde schließlich das Fernsehen auf ihn aufmerksam, und ab 1994 lief The Day Today auf BBC (deren flache Prollversionen wir hierzulande als Heute Show (früher Die Wochenshow) kennen). Seitdem widmet sich Morris mit verschiedenen Radio- und TV-Formaten der Frage, wo das Lachen eigentlich wirklich aufhört.