Nachsitzen!
Wenn Fernsehen Schule macht ...
Fernsehmuseum: Magazine, Ratgeber

Schon zu seiner Geburt war das Fernsehen ein janusköpfiger Wechselbalg – einerseits Unterhaltung in Hitlers Fernsehgarten, andererseits Information und Beratung in allen Lebenslagen. Das Fernsehmuseum schnüffelt in dieser Materialisierung der Sozialen Plastik an jenen seltsamen Blüten, die meist gar nicht im Fernsehen ausgestrahlt wurden, aber die früher im Fernsehkasten und heute per Beamer im Unterricht, bei Kursen und Seminaren zur Schulung dargeboten wurden und werden. So hat Staplerfahrer Klaus – der erste Arbeitstag, die geniale Splatter-Metamorphose des Lehrfilms der 70er Jahre von Stefan Prehn und Jörg Wagner, längst seinen Weg von der Kinoleinwand zurück in die Schulungsräume für Gabelstaplerfahrer gefunden. Und so, wie sich das frühe Fernsehen des Theaters als Vorbild in Erzählweise und Inszenierung bedient hat, bediente sich der Lehrfilm des Kasperletheaters. Zumindest 1969 in einer aufrüttelnden Dokufiktion über Unfälle auf dem Bauernhof. Aber damit nicht genug! Der große Hans Mohl, den heute natürlich keiner mehr kennt, wagte 1982 auf dem Lerchenberg dann eine paradigmatische Blutgrätsche, die bis heute mit obsessivem Wiederholungszwang nicht nur dort, sondern bei allen anderen Sendern wiederholt wird: Die Verbindung von Unterhaltung und investigativem Journalismus im Format der Rateshow. Im „großen Sicherheitstest“ von Gesundheitsmagazin Praxis nehmen eine Reihe von Kandidaten an einem Multiple-Choice-Quiz teil. Dabei sind das alles Normalos, aber sie heißen wie berühmte Leute – der Wahnsinn!!! Nun, ob diese Placebos wirken?
Wir werden sehen!