06.11.2009

R.I.P. E.Z.

Zum Tod von XY-Erfinder Eduard Zimmermann

Fernsehmuseum: Reality-TV

Es ist wieder soweit – das reproducts Fernsehmuseum, präsentiert von Abteilung D.G., eröffnet eine neue Saison, um der Phantasie, was im Fernsehen möglich ist, Grenzen zu setzen. Damit wir genau wissen, was wir überschreiten müssen!

Eine dieser Grenzgänger der TV-Phantasie ist Eduard Zimmermann. Früh erkannte er die Gunst der Stunde, als 1963 das Zweite Deutsche Fernsehen aus einer Barackensiedlung in Eschborn den Sendebetrieb aufnahm. Sein erster Coup: Vorsicht Falle! – Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Damals, als das ZDF noch die Punk-Kommune des öffentlich-rechtlichen Fernsehens war, konnte auch ein Quereinsteiger wie Zimmermann dort landen. Und erwies sich als so geschickter Redakteur, Moderator und Produzent, dass er nur drei Jahre später die erste Reality-Sendung weltweit ins TV brachte: Aktenzeichen XY … ungelöst. In dieser schwarzweißen Welt aus Gut und Böse bot er den Verfolgungsbehörden den Fernsehapparat als Fahndungsinstrument an. Von da an war alle vier Wochen, zehnmal im Jahr der Freitag der Tag der Angst. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte Zimmermann zur Zeit der RAF, als er im Schulterschluss mit den Mächtigen des Landes flimmernde Front gegen Terroristen, Anarchisten und alle anderen Staatsfeinde machte. Mit dem aufziehenden Solipsismus der 80er und der Fragmentarisierung der Sendelandschaft wie der TV-Konsumgewohnheiten verblasste schließlich sein Sheriffstern am beige-braunen XY-Himmel. 1997 – zur 300. Sendung von XY – wurde das Studio komplett umgestylt, und er übergab die Moderation an seinen Nachfolger, Butz Peters. Das reproducts-Fernsehmuseum erinnert an diesen streitbaren Meilenstein der Fernsehgeschichte mit je einem Werk aus der Schwarzweiß-Phase und der neuen Buntheit.