Fernsehen Über Fernsehen Über Alles, Vol. II
Mediale Wegzehrungen für harte Zeiten
Fernsehmuseum: Erinnerungen an das Gute TV
Das reproducts-Fernsehmuseum lädt zu einer Sondersitzung, um dem sterbenden Patienten noch einmal die Hand zu halten, bevor die Glotze mit Kammerflimmern in der Kiste verschwindet. Aber Vorsicht! Lieber noch etwas warten mit dem Verjubeln des noch nicht überwiesenen Erbes – die Erfahrung lehrt: Totgesagte leben länger. Durch Hightech und Pflege ist es heute möglich, auch klinisch Toten einen virilen Schein zu geben. Die Krebsclowns schieben dafür Überstunden auf neuen Palliativstationen wie ZDFkultur.
Und dank ungeheuer elaborierter Crossmedialstrategien merkt zudem kaum jemand, wenn irgendwo wieder mal ein brandiger Fuß wie 3sat kurz vor der Amputation steht und schon ein bisschen streng riecht. Hauptsache bunt und knattert. Durch die Nervengase der Talkrunden und Infotainmentmagazine bis zur völligen Taubheit abgestumpft ist im olfaktorischen Zentrum sowieso nicht mal mehr eine Notmannschaft an den Hebeln, die ein Abwenden des Kopfes einleiten könnte. Geschweige Kontakt zu den Händen hat, um um- oder gar abzuschalten. Zu dumm. Es läuft einfach weiter.
Ist aber auch egal, der Kopf würde sich ja eh nur drehen und in das andere Rechteck schauen, wenn es sich nicht eh schon längst auf demselben Schirm auftut. Das immernochwelpenmedium Internet erfreut uns mit possierlichen Kapriolen. Und – da kommt die soziale Skulptur des Fernsehmuseums ins Spiel – beschert uns Fernsehfundstücke aus sonst zeitlich wie räumlich unerreichbaren Entfernungen. Quasi Omicron-3-Besuch in der Bergstraße, der beweisen wird, dass der obige Titel auch noch für viele, viele weitere Volumes absolut passend ist.
Wir werden sehen!