Fernsehfriedhof.de in der Sammlung Falckenberg

SALZHÖLLE DER FLAMINGOS

Getarnte Katachrese: Mediales Tierleben als Spiegel der Seelenlandschaften ihrer Produzenten – am Beispiel von pinken Paradiesvögeln und gefiederten Hooligans

Mit einer szenischen Einführung von Dorothee Daphi

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Burg Arensburg, Estland, Diorama mit dem dort in freier Wildbahn verstorbenen Flamingo
© Dorothee Daphi

Fernsehfriedhof.de - 13. September 2019, 18 Uhr,
Deichtorhallen Hamburg - Sammlung Falckenberg
Phoenix Fabrikhallen, Wilstorfer Straße 71, Tor 2, 21073 Hamburg-Harburg

Dokumentarfilm ist eine Fiktion – doch wie immer ist dies nur die halbe Wahrheit. Und damit kann sich die Soziale Plastik FERNSEHFRIEDHOF.DE nicht zufrieden geben. Denn Dokumentarfilm ist natürlich auch eine Dokumentation: vor allem des Innenlebens ihrer Schöpfer. Kaum jemand dokumentiert das besser als der alte Tierfilmer-Haudegen Vitus B. Dröscher. Nie wurde der Überlebenskampf in der Fauna packender und frontberichterstattermäßiger geschildert als von diesem Apologeten der Schicksalsbestimmung. Er führt uns ein in die Travestie-Welt der rosa Schönheiten, die mit ihren Lederstrumpfbeinen in der Säurehölle der Salzsees herumstehen, wo sie von „jungen Kampfadlern“ angegriffen werden.

Die Pforten der Wahrnehmung hängen bei Vitus B. nur noch lose in den Angeln, wenn er sich an seinen sozialdarwinistischen Idealen, seiner latenten Homophilie und seinen sado-masochistischen Obsessionen wortreich abarbeitet – gefangen in der romantischen Gleichung, dass Schönheit den Tod bringt.

Soweit, so schlecht, da Ideologie-Wolf im Doku-Schafspelz. Und sicher ist Dröschers „Stukas über Ngorongoro“-Epos nur ein besonders krasser Ausrutscher, aber er schärft die Sinne, wie man schnell an scheinbar „seriösen“ TV-Sendungen über Flamingos oder an fiktionalen Formaten sowieso feststellen kann. Und so geht es munter weiter, wie ein Blick auf die viel gerühmten aktuellen Tierfilme der BBC zeigt …